Traumautos - Dschungel Car Traumautos - Black Car Traumautos - Dschungel Car Traumautos - Black Car

Traumautos - BlackCar, Dschungel Car
Black Car: Öl, Acryl, Papier auf Platte (MDF) 131 x 208 cm
Dschungel Car: Öl, Acryl, Papier auf Platte (MDF) 130 x 208 cm

Traumautos

Black Car (2011)
Dschungel Car (2011)

Black Car (2011)

Alles fängt mit einem Erlebnis an. Ich bin 12 Jahre alt. Stehe auf dem Hof unseres kleinen Bauerngehöftes, in staubigen Schuhen, mit Mist und Schweiß verklebtem Hemd. Trinke frische Milch aus einem Aluminium-Eimer. Ein unbekanntes Brummen, beinahe ein Summen, hinter mir in der Hofeinfahrt. Das kann nur ein Motor sein. Kein Traktor. Nein, viel Feinheit im Rhythmus, das mächtige Rauschen eines starken Motors. Ich drehe mich um, ein riesiger schwarzer Daimler schiebt sich in den Hof. Die schräg einfallende Sonne reflektiert im Schwarz. Der ganze Kosmos meiner bäuerlichen Welt spiegelt sich im Lack der Limousine. Das große Tier kommt zum Stehen. Benzindampf um meine Nase. Nein, es sind die Abgase, die aus einem fremden Abenteuer an mir vorbei streifen. Ich trete zurück, streife mir die Hosen ab. Meine Ordnung bricht zusammen. Die Tür schwenkt auf und schenkt dem Hof einen Herrn im Anzug. Weißes Hemd, dunkelblaue Krawatte. Glatte, schwarze Haare. Parfüm, nein. Rasierwasser. Ein richtiger Herr. Ist dieses freundliche Lachen echt? Die warme feste Hand. Mein Mist in seinen Händen. Ich wäre gerne auch so mächtig. Ich habe Angst so zu sein. Ich stottere und er redet freundlich einfühlsam. Ich verstumme. Meine Großmutter kommt aus dem Haus, in Schlappen. Sie stolpert beinahe und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Seine Lederschuhe gleiten in den dunklen Hausflur. Ich sehe ins Auto. Das Armaturenbrett. Mein Spiegelbild auf dem kmh 230. Ich gehe aus dem Hof, hoffe mein Freund, der Nachbarsjunge kommt vorbei und sieht unsere Beute. Der schwarze, böse mächtige Vogel fährt nach einer halben Stunde aus dem Hof. Schwalben zischen über ihn hinweg. Das Parfüm aus Benzin liegt in der Scheune. Was wird aus mir nur werden?

Dschungel Car (2011)

Farben sind so unendlich unschuldig, so lange sie alleine sind. Füge ich eine zweite Farbe hinzu gibt es schon Bedeutung. Ich weigere mich so anzufangen. Zum Glück hilft mir das Thema Auto. Ich stürze ganz ordentlich Ölfarben auf die Fläche, in der Gewissheit, geordnet nicht im Ungewissen zu versinken. Allein die Farben sind eine diffuse Orgel. Ich habe Angst im Rausch hängen zu bleiben, ohne Bedeutung zu schaffen. Jahrzehnte Kunstgeschichte der Amerikaner drehen ein gutes und ein schlechtes Gewissen in das Bild. Action Painting, damals meine Befreiung in der Schule, von Biedermeier und Leibl. Es drängt jetzt hervor. Ich spüre die Sonne der Westküste, das Kalifornien der sechziger Jahre. Hinwegfegen des Muffs der Adenauerzeit. Bitte Bild gelinge, trotz all des Wissens aus dicken Büchern und erschlagenden Werkschauen der großen Meister! Ich trage alle Farben achtsam auf. Verschiebe sie dann als ob jede Achtsamkeit ein Verbrechen wäre. Sie bleiben stehen. Ich warte drei Wochen. Dann die Erlösung mit einem dicken Zimmermannsnagel. Kratzen und immer wieder kratzen. Dann Bleistift. Das Auto schält sich auf einmal aus der Dschungel gewordenen Ebene hervor. Es kämpft mit Blättern, Stämmen, Ranken und scheint zu gewinnen. Es ist da. Für mich soll der Kampf zwischen der Welt der systematischen Angstordnung des Anfangs und dem Zerstören und dem staunenden Entdecken des Dschungels als Prozess sichtbar bleiben. Mein Wesen schleicht unter und hinter Blättern hervor. Wird es mir gefallen?